Längeres "Welt"-Interview aus dem Februar. Falls sich vor der EU-Wahl noch jemand informieren möchte... (oder eine der großen Parteien zu wählen gedenkt) Smiley!
Martin Sonneborn sitzt im Café des Europaparlaments in Brüssel. Eine Delegation der Karlsruher Schülerzeitung „Ernschtle“ interviewt den Abgeordneten, der 2014 für die Satirepartei „Die Partei“ ins EU-Parlament einzog. Zum Ausklang erzählt Sonneborn, wie er 1997 mit der Zeitschrift „Titanic“ selbst einmal Schülerzeitung gespielt hat. Die erwachsenen „Titanic“-Redakteure verkleideten sich damals mit Kapuzenpullovern und Baseballkappen als Schüler und drangen so bis in die Chefredaktion des „Focus“ vor. Heute trägt Sonneborn Jeans und schwarzes Hemd. „Im Schnitt“, sagt er über Brüssel, „nehmen Abgeordnete hier pro Legislaturperiode fünf Kilo zu.“ Er selbst hat schon fast zwei Amtszeiten hinter sich, sieht aber mit 58 Jahren immer noch aus wie ein schlaksiger Lümmel von der letzten Bank.
WELT: Ihr neues Buch heißt „Herr Sonneborn bleibt in Brüssel“. Es ist ein Rechenschaftsbericht über die zu Ende gehende Legislaturperiode, die 2019 begann. Die Rolle der Antiheldin spielt in dem Buch Ursula von der Leyen, die EU-Kommissionspräsidentin. Haben Sie Angst vor einer juristischen Auseinandersetzung?
Martin Sonneborn: Nein, eigentlich nicht. Sie hat bestimmt Berater, die ihr erklären, dass eine Klage nur noch mehr Aufmerksamkeit auf das Buch und ihre darin beschriebenen Verfehlungen lenken würde. Der britische „Spectator“ bescheinigte ihr schon 2021, sie hätte in ihrem politischen Leben nichts als eine Spur der Verwüstung („a trail of disaster“) hinterlassen. Das hat sich nicht geändert. Im Manuskript des Buchs stand ursprünglich ein Zitat meiner europapolitischen Beraterin, die gesagt hat, die EU werde, wenn sie von der Leyen überlebt, weitere sechzig Jahre brauchen, um wiederaufzubauen, „was diese Kuh zerstört hat“. Das Wort „Kuh“ haben wir dann auf Anraten des Lektors herausgenommen.
WELT:…
[2024-06-02 08:29 UTC]